Hinter den Kulissen von 'Die vier Jahrezeiten'
Kaum mehr als den kurzen Zeitraum von zwei Monaten haben die Darsteller der neuesten Produktion der FTL benötigt, um eine neue Interpretation von Antonio Vivaldis 'Die vier Jahreszeiten' tänzerisch umzusetzen. Durch Besonderheiten in der Inszenierung unterschieden sich die Proben jener Produktion jedoch im Detail und im Vergleich zu den vorangegangen. Die Redaktion konnte Anja Meser, eine der vierzehn DarstellerInnen, davon überzeugen, in den folgenden Zeilen ein wenig von ihren Eindrücken und kleineren Geheimnissen der Arbeit zu verraten.
Seit dem 13. Januar 2001 arbeitete unsere Tanzgruppe an einem neuen Stück, 'Die vier Jahreszeiten’ von Vivaldi. Dieses Tanz-Theater-Stück unterscheidet sich insbesondere dadurch von den restlichen Stücken, dass es nicht wie gewöhnlich ausschließlich in der Kombination von Tanz und Musik inszeniert wird, sondern die Musik zum Teil von den Tänzern und Tänzerinnen selbst gemacht wird. Zum ersten Mal sieht der Zuschauer Choreographien, die ganz ohne Musik dargestellt und nur durch einzelne Requisiten, wie zum Beispiel im Takt geschüttelte Wasserflaschen oder aneinander geschlagene Dosen untermalt werden. Die TänzerInnen bewegen sich zu diesem Rhythmus, und allein diese Darstellung ist ausschlaggebend für die Aussagekraft dieser Szenen. Bis es aber am Ende zu einer vollständigen und einheitlichen Aufführung kommt, wird jedes Wochenende rege geprobt.
Aber wie läuft so ein Probetag eigentlich ab?
Einerseits sind unsere Tanzproben festgelegte Routine, aber andererseits passiert jedes Mal etwas Neues. Bevor es um 10.00 Uhr in der Früh so richtig los geht, finden hocherfreute Begrüßungsrituale zwischen den Tänzern und Tänzerinnen statt und Neuigkeiten der letzten Woche werden ausgetauscht.
Nach dieser mentalen Auflockerung geht es dann an die körperliche Erwärmung. Je nach Lust und Laune des Choreographen und der Allgemeinheit wird gespielt oder sich 'richtig' erwärmt.
Nachdem jeder körperlich eingearbeitet und aufgewärmt ist, geht es an den Durchlauf schon bereits eingeübter Stücke, die dann auch gut klappen müssen. Nach dieser ersten Anstrengung genehmigen wir uns dann eine kleine Pause, um dann erneut motiviert im Stück weiterzuarbeiten, d. h. eine neue Szene wird erarbeitet, geprobt und umgesetzt. Dies nimmt natürlich einige Zeit in Anspruch, allerdings ist es immer schön, wenn Ergebnisse sichtbar werden.
Die Umsetzung der Tanzszenen ist nicht immer einfach. Die Schwierigkeit des Stückes 'Die vier Jahreszeiten' liegt nicht nur darin, dass nicht alle Szenen mit Musik unterstrichen werden. Für die Inszenierung werden extra Tonnen von Sand 'angekarrt', um ein besonders natürliches Bild zu vermitteln und den Zuschauer in die Naturgewalten zu entführen. Um schon einmal den Unterschied zwischen dem harten Turnhallenboden und einem weicheren, nachgiebigeren Untergrund zu spüren, üben wir zunächst auf Matten. So fällt es jedem leichter, bei den Aufführungen mit den Sandmassen klarzukommen. Wie man sieht, sind 'Die vier Jahreszeiten', verglichen mit vorherigen Stücken, mit weitaus mehr Aufwand verbunden.
Am Ende einer jeden Probe wird noch einmal alles durchgetanzt, um den Bezug zum Gesamtstück nicht zu verlieren. So wird dieser 'Endtanz' von mal zu mal länger und ansehnlicher.
Zwar müde, aber doch zufrieden, wieder etwas geschafft zu haben und im Stück weitergekommen zu sein, werden die Leistungen des Tages ausgewertet und besprochen. Nachdem Volker und Anja sich alles von der Seele geredet haben und auch manchmal Kritik losgeworden sind, geht es dann 'pünktlich' um 16.00 Uhr nach Hause.